Zwei Kinder wandern durch Wald, auf einem Baumstamm ist ein gelber Fußabdruck aufgezeichnet

Mit einem durchschnittlichen ökologischen Fußabdruck von 4,9 gha (globale Hektar) leben wir ÖsterreicherInnen auf einem viel zu großem Fuß. Doch was sagt dieser Wert eigentlich aus? Wie wird er berechnet und was können wir tun um umweltverträglicher zu leben?

Definition und Berechnung

Der ökologische Fußabdruck ist ein Maß für den Verbrauch an natürlichen Ressourcen und Energie jedes Menschen. Er berechnet welche Fläche benötigt wird, um den Verbrauch von Rohstoffen für Ernährung, Konsum, Energieverbrauch, Mobilität usw. zu decken. Die Flächen werden addiert und so entsteht der ökologische Fußabdruck. Die Maßeinheit für den Flächenverbrauch ist der sogenannte globale Hektar (1 gha = 10.000 m²).

Folgende Flächen werden bei der Berechnung herangezogen:

  • Energieflächen: Jene Fläche, die notwendig ist, um das Kohlendioxid (CO2) aufzunehmen, das bei der Verbrennung der fossilen (= nicht erneuerbaren) Energieträger entsteht.
  • Siedlungsfläche: Verkehrs- und Produktionsflächen, Häuser
  • Ackerland: Erzeugung von pflanzlichen Nahrungs- und Futtermitteln etc.
  • Weideland: Land für Vieh und alle Produkte, die vom Vieh stammen
  • Wald: als Bauholz und Papierrohstoff
  • Meeresflächen: für die Versorgung mit Meeresprodukten

Wenn die gesamte nutzbare Erdoberfläche auf alle Menschen gleichmäßig aufgeteilt wird, stehen jedem Menschen 1,8 gha zur Verfügung. Das entspricht etwa 3 Fußballfeldern!  Um einen biologisch vielfältigen, artenreichen Planeten zu erhalten, wären es sogar nur mehr 1,4 gha/Person. Auf Grund des aufwendigen Lebensstils verbrauchen die ÖsterreicherInnen im Durchschnitt 4,9 gha. Das entspricht etwa 6,1 Fußballfeldern!

Ökologischer Rucksack

Ein anderes Maß um den Ressourcenverbrauch zu beschreiben ist der ökologische Rucksack. Dieser gibt die Menge an Ressourcen an, die ein Produkt oder eine Dienstleistung für Herstellung, Gebrauch und Entsorgung benötigt. Diese Menge kann je nach Produkt sehr variieren. Beispielsweise braucht 1 kg Papier 15 kg Ressourcen. 1kg Baumwolle benötigt 53 kg Ressourcen und 1kg Gold gar 550.000 kg.
Entwickelt hat dieses Modell Friedrich Schmidt-Bleek 1994. Er veröffentlichte es im Rahmen der Überlegungen zum Material-Input pro Serviceeinheit (MIPS).

Earth Overshoot Day - Übernutzung sichtbar machen

Nicht nur für ein einzelnes Produkt kann der Verbrauch an Ressourcen angegeben werden, sondern auch für den gesamten Lebensbedarf der Menschen bzw. ganzer Länder.
Der Earth Overshoot Day zeigt uns alljährlich wie viele Ressourcen die Menschheit pro Jahr verbraucht und wo die ökologischen Grenzen unseres Planeten liegen. Kurzgefassst: wir nutzen mehr an natürlichen Ressourcen (z.B. durch Überfischung, Rodung und CO2-Ausstoß in die Atmosphäre) als von der Natur in einem Jahr nachproduziert/regeneriert werden kann. Die Konsequenzen dieser „Über-Nutzung“ sind ein Rückgang an Biodiversität, leergefischte Meere, Erosion von fruchtbarem Boden und Klimawandel samt Folgeschäden.

Leben auf Kredit

Am ersten dokumentierten Earth Overshoot Day 1987 war das Datum, an dem die Ressourcen der Erde aufgebraucht waren der 19. Dezember. Dieser Tag rückte 1995 schon auf den 21. November. Die Abstände verkürzten sich rasant. Seit 2012 befinden wir uns mit unserem übermäßigen Ressourcenverbrauch im August und 2019 war es bereits der 29. Juli. Den Rest des Jahres lebten wir daher quasi auf Kredit. Bezahlen werden diese Rechnungen unsere Nachkommen mit Klimaveränderungen und dessen Folgen für Natur und Mensch.

2020 hat sich der Earth Overshoot Day zum ersten Mal seit 50 Jahren merklich nach hinten statt nach vorne verschoben - vom 29.Juli 2019 auf den 22. August 2020. Der Grund dafür war eine Verkleinerung des globalen CO2-Fußabdrucks um rund 15 Prozent durch die weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie. Wir sehen also wenn die globale Wirtschaft samt Industrie und Verkehr plötzlich verringert wird, hat es sofort sichtbare Auswirkungen auf unseren ökologischen Fußabdruck!

Berechnung des Earth Overshoot Day

Die Idee, den übermäßigen Verbrauch der planetaren Ressourcen in anschaulicher Form zu präsentieren, stammt von Andrew Simms – einem Mitglied der britischen New Economics Foundation. Für die Berechnung des Earth Overshoot Day ist das Globale Footprint Netzwerk verantwortlich. Diese internationale Denkfabrik (Thinktank) koordiniert die Forschung, entwickelt methodische Standards und bereitet die Grundlagen für EntscheidungsträgerInnen auf. Seit 2007 ist auch der WWF International eingebunden.
Um den genauen Tag für jedes Jahr zu bestimmen, wird die Anzahl der Tage errechnet, an denen die Biokapazität der Erde ausreicht, den Bedarf der Menschheit zu decken. Der Rest ist der Globale „Overshoot“.

Besorgniserregender Rohstoffverbrauch

Nach aktuellen Meldungen der UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) hat sich der globale Rohstoffverbrauch in den letzten 40 Jahren mehr als verdreifacht. Die Weltbevölkerung hat sich aber nicht einmal verdoppelt. Mit dem hohen Ressourcenverbrauch gehen neben Umweltverschmutzung auch Gesundheitsprobleme und Menschenrechtsverletzungen einher.

Die Industrieländer haben den höchsten Konsum. Pro Kopf verbrauchen allein wir EuropäerInnen mit 20 bis 30 Tonnen jährlich zehn Mal so viele Rohstoffe wie Menschen in Afrika oder Asien. Unsere Rohstoffe beziehen wir aber zu einem großen Teil aus eben jenen Weltregionen. 

Dadurch verschärfen wir Umweltprobleme wie Klimawandel, Entwaldung oder Wasserknappheit. Besonders abhängig sind wir bei fossilen Energieträgern und metallischen Rohstoffen. Um diesem Trend entgegen zu steuern, werden Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz oder Rohstoffwiederverwertung gesetzt.

Recycling muss zukünftig eine noch viel wichtigere Rolle spielen. Ressourcenflüsse müssen transparent verlaufen, um KonsumentInnen zu informieren, welche Rohstoffe sie direkt oder indirekt verbrauchen.

Wie wir den Abdruck verkleinern

Der persönliche Fußabdruck lässt sich durch einen bewussten Lebensstil sehr einfach verringern. Denn in allen Lebensbereichen gibt es Potential zur Verkleinerung des Abdrucks, ohne auf die gewohnte Lebensqualität zu verzichten.
Die Möglichkeiten reichen von einer bewussten Ernährung (regional, saisonal, biologisch und fair) über Energiesparen im Haushalt (z.B. durch Dämmen oder Ausschalten von Stand-by-Geräten). Bis hin zum Zurücklegen von Kurzstrecken mit dem Fahrrad. All das hilft um den persönlichen Fußabdruck zu verringern!

Tipps für die Schule:

  • Fahrgemeinschaften bilden
  • Mit dem Fahrrad zur Schule kommen oder den öffentlichen Verkehr nutzen
  • Schulfeste nachhaltig gestalten
  • Utensilien (z.B. Wasserfarben-Malkasten) als Schuleigentum anschaffen und für mehrere Klassen bzw. Jahrgänge verwenden. Somit vermeidet man, dass es jeder Schüler einzeln kauft und nach Schulabschluss zuhause wegwirft.
  • Sachen mehrmals verwenden, bevor man sich etwas Neues kauft und dann Ziel ist es Produkte zu kaufen, die qualitativ hochwertig sind, lange halten, weniger Ressourcen verbrauchen und soziale Kriterien berücksichtigen. 
  • Auf Mülltrennung achten
  • Kopierpapier aus 100 % Recyclingpapier einkaufen (auf österr. Umweltzeichen oder blauer Engel achten)
  • doppelseitig drucken, am besten schwarz/weiß
  • Fehldrucke sammeln und Rückseite nochmal verwenden

Tipps für alle:

  • Produkte aus biologischer Landwirtschaft kauen
  • Kauf von fair gehandelten Produkten: Diese erfüllen nicht nur soziale Kriterien, sondern kommen meist auch aus ökologischem Anbau.
  • Weniger verpackte Lebensmittel kaufen
  • Fleischverzehr reduzieren: Die Einschränkung des Fleischkonsums auf 1-2 mal pro Woche verkleinert den ökologischen Fußabdruck für Ernährung auf etwa 1,23 gha/Person.
  • Flugreisen vermeiden
  • Kurzstrecken mit dem Fahrrad zurücklegen und so oft wie möglich auf den öffentlichen Verkehr umsteigen
  • weniger und langsamer mit dem Auto fahren
  • Häuser optimal wärmedämmen und Solarenergie nutzen

Methoden & Materialien

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